Statikseil, statisches Seil, halbstatisches Seil

In dieser Kategorie können Sie Statikseile kaufen. Statikseil ist der umgangssprachlich etablierte Begriff für Kernmantelseile mit geringer Dehnung nach der Norm EN 1891, die teilweise auch als statische Seile, halbstatische Seile oder semistatische Seile bezeichnet werden.

Die Bezeichnung als statisches Seils rührt daher, dass die beim Alpinsport verwendeten Kletterseile mit einer Gebrauchsdehnung von ca. 7 - 10 % die so genannten dynamischen Bergseile sind. In Abgrenzung dazu haben Statikseile eine wesentlich geringere Gebrauchsdehnung von maximal 5%. Aufgrund der geringeren Dehnung dürfen Statikseile explizit nicht für die dynamische Sicherung beim Klettern verwendet werden. Gleichwohl sind Statikseile nicht im Wortsinne statisch, sondern verfügen über ebenfalls über eine gewisse dynamische Dehnung. Diese reicht jedoch nicht aus, um den im Absturzfall auf den Kletternden bzw. die Sicherungskette wirkenden Fangstoß ausreichend zu reduzieren.

Statische Seile haben also andere Anwendungen als dynamische Kletterseile. Auch im Bergsport werden sie verwendet, bspw. als Fixseile oder für den Materialtransport. Allgemeiner gesprochen sind Statikseile immer dann ideal, wenn eine geringe Gebrauchsdehnung vorteilhaft ist und entweder keine größeren dynamischen Belastungen zu erwarten oder zur Aufnahme bzw. Reduzierung des Fangstoßes im Falle eines Sturzes andere Ausrüstungsgegenstände (bspw. Bandfalldämpfer) verwendet werden.

Wesentlich häufiger werden Statikseile als Bestandteil der persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (auch PSA gegen Absturz bzw. PSAgA genannt) daher von Industriekletterern und Höhenarbeitern eingesetzt. Diese verwenden das Statikseil zum Seilklettern bzw. - fachlich korrekt ausgedrückt - für Arbeiten unter Verwendung von seilunterstützten Zugangs- und. Positionierungsverfahren (SZP) und die Seilklettertechnik (SKT). Weitere Anwendungen für Statikseile ergeben sich in den Bereichen Baumklettern und Baumpflege, Bergrettung, Canyoning, Höhenrettung (bzw. fachlich korrekt: Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen, SRHT), Höhlenbefahrungen, Höhlenforschung bzw. Speläologie sowie beim Veranstaltungs-Rigging.

Die Gebrauchsdehnung bezeichnet die Längenänderung des Seils durch eine Belastung im Rahmen des typischen Gebrauchs. Im Fall eines Statikseils besteht ein typischer Gebrauch bspw. darin, dass eine Person mit weiterer am Körper befestigter Ausrüstung am Seil emporklettert, um sich für in der Höhe auszuführende Arbeiten zu positionieren. In diesem Fall entspricht die Gebrauchsdehnung also der Längenänderung, die das Statikseil durch das Gewicht des Kletterers, seiner Ausrüstung und seiner Kletterbewegungen erfährt. Die Längenänderung bzw. Gebrauchsdehnung wird in Prozent angegeben.

Die Norm für Statikseile (EN 1891) schreibt einen standardisierten Test für die Ermittlung der Gebrauchsdehnung vor: Zunächst wird ein 1000 mm langes Seilstück für 5 Minuten mit einem Gewicht von 50 kg belastet. Anschließend wird es für weitere 5 Minuten mit 150 kg belastet. Die Längenänderung zwischen diesen beiden Belastungsschritten darf 50 mm nicht überschreiten. Die so ermittelte Gebrauchsdehnung beträgt also höchstens 5 % (max. 50 mm Längenänderung auf 1000 mm Seillänge). Die gemäß der Norm ermittelte Gebrauchsdehnung entspricht allerdings nicht der Dehnung beim tatsächlichen Gebrauch. Sie dient aber als guter und wichtiger Indikator, um die Längenänderung des Statikseils in den tatsächlichen Anwendungen abschätzen zu können.

Eine möglichst geringe Gebrauchsdehnung ist vorteilhaft, da sich ein dehnungsarmes Statikseil sehr exakt und effizient verwenden lässt. Wie bereits beschrieben gilt: Je größer die Gebrauchsdehnung im Normtest, desto länger die Strecke, um die sich das Seil längt, wenn die am Seil kletternde Person es mit ihrem Gewicht belastet. Diese Strecke muss also zusätzlich zurückgelegt werden. Darüber hinaus federt bzw. wippt ein Statikseil mit höherer Gebrauchsdehnung stärker als eines mit geringer Gebrauchsdehnung. Das kostet beim Aufsteigen zusätzlich Energie. Und auch der Abseilvorgang lässt sich mit einem dehnungsarmen Statikseil wesentlich exakter und präziser steuern.

Bei allen Statikseilen in unserem Shop finden Sie die Angabe der gemäß EN 1891 ermittelten Gebrauchsdehnung in Prozent.


Form

Für Statikseile gibt es zwei Formen: Die leistungsfähigere Form A und die etwas schwächere Form B. Statikseile der Form B sind meist leichter und dann einsetzbar, wenn der Vorteil der Gewichtsersparnis die sonstigen Nachteile überwiegt.

Hier finden Sie eine Übersicht der aktuellen Normanforderungen für Statikseile der Formen A und B im Vergleich:

NormanforderungForm AForm B
Durchmesser8,5 - 16 mm8,5 - 16 mm
Knotenweitemax. 12 mmmax. 12 mm
Gebrauchsdehnung / statische Dehnungmax. 5 %max. 5 %
Mantelverschiebungmax. 1 %max. 1,5 %
Festigkeit mit Endverbindung (doppelter Achterknoten)min. 15 kNmin. 12 kN
Festigkeit ohne Endverbindungmin. 22 kNmin. 18 kN
Spitzenauffangkraftmax. 6 kN (100 kg, Sturzfaktor 0,3)max. 6 kN (100 kg, Sturzfaktor 0,3)
Normstürze / dynamische Leistungsfähigkeitmin. 5 Stürze (100 kg, Sturzfaktor 1)min. 5 Stürze (80 kg, Sturzfaktor 1)
Kennzeichnung an beiden SeilendenEN 1891 AEN 1891 B


Seilendverbindungen

Statikseile werden in bestimmten Längen mit vorgefertigten Endverbindungen angeboten. Die Endverbindungen vergrößern in der Regel den Querschnitt des Seils, so dass das betreffende Seilende nicht mehr durch ein Sicherungs- oder Abseilgerät laufen kann.

Seilendverbindungen können unterschiedlich hergestellt werden. Die für jeden Anwender einfachste Möglichkeit, selbst eine lösbare Seilendverbindung herzustellen, ist ein Knoten, bspw. der doppelte Achterknoten. Da aber jeder Knoten durch die in ihm auftretenden Scherkräfte die Festigkeit eines Seils herabsetzt, können Statikseile auch direkt ab Werk mit Endverbindungen versehen werden, bspw. mit einem vernähten Auge oder einem Augspleiß. Diese Endverbindungen sind permanent bzw. können nicht, je nach Bedarf, einfach gelöst werden. Der Vorteil eines vernähten oder, besser noch, gespleißten Auges liegt dagegen in der geringeren Verminderung der lineare Bruchkraft des Seils.


Material

Statikseile haben eine Kern-Mantel-Konstruktion mit einem die Hauptlast tragenden Kern und einem den Kern schützenden Mantel. Der häufigste Fall ist ein Statikseil aus Polyamid (PA) sowohl im Kern als auch im Mantel. Jedoch kommen für Statikseile weitere Kunstfasern infrage, nämlich Aramid (Kevlar®) , Polyester (PES) und Polypropylen (PP).

Die für ein bestimmtes Statikseil verwendete Materialkombination ist vor allem deswegen interessant, weil es sich so für bestimmte Anwendungen bzw. Einsatzzwecke optimieren lässt:

  • Aramidfasern machen das Seil besonders schnittfest und hitzebeständig.
  • Polyesterfasern sind scheuerfester als Polyamidfasern und eignen sich daher für die Herstellung besonders abriebfester Statikseile.
  • Polyporopylen hat eine geringer Dichte als die übrigen Kunstfasern. Durch eine Kombination mit Polypropylenfasern lassen sich besonders leichte, ggf. schwimmfähige Statikseile herstellen.

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