Kletterseile (dynamisch)

In dieser Kategorie können Sie Kletterseile kaufen. Versteht man diesen Begriff weit, so umfasst er alle Seilprodukte, die in irgendeiner Weise beim Klettern verwendet werden können. Nach einem engeren Begriffsverständnis sind Kletterseile dagegen ausschließlich dynamische Bergseile gemäß der Norm EN 892. Die Norm EN 892 definiert, dass ein solches Seil als Teil der Sicherungskette verwendet wird, um bei einem Sturz den Kletternden aufzufangen und die auf ihn wirkende Kraft auf ein vorgegebenes Maximum zu begrenzen.

In den folgenden Abschnitten haben wir versucht, alle relevanten Informationen, die es beim Kauf und hinsichtlich der späteren Verwendung von Kletterseilen zu berücksichtigen gilt, strukturiert zusammenzufassen. Auf Basis dieser Informationen können Sie eine fundierte Kaufentscheidung treffen. Denn bei uns finden Sie eine große Auswahl an Kletterseilen für alle möglichen Spielarten des Kletterns, egal ob aus sportlichen oder aus professionellen Gründen.

Es gibt eine ganze Reihe von Kriterien, die für die Auswahl des passenden Kletterseils relevant sind. Dies gilt umso mehr, wenn es sich um ein konkretes Vorhaben bzw. eine bestimmte Art zu klettern handelt, für die das Seil eingesetzt werden soll. Grundsätzlich kommen folgende Kriterien infrage:

  1. Norm des Kletterseils
  2. Typ des Kletterseils
  3. Gebrauchsdehnung
  4. Dynamische Dehnung
  5. Fangstoß
  6. Durchmesser
  7. Seillänge
  8. Metergewicht
  9. Normsturzzahl
  10. Mantelanteil
  11. Mantelverschiebung
  12. Knotbarkeit
  13. Krangelneigung
  14. Eingesetzte Technologien / Veredelungen

1.) Norm des Kletterseils

Es gibt drei relevante Normen für beim Klettern verwendete Seile (Kletterseile im weitesten Sinne):

EN 1891 - Kernmantelseile mit geringer Dehnung

Umgangssprachlich werden diese Seile auch als Statikseile, statische, halbstatische oder semistatische Seile bezeichnet, da Sie kaum Gebrauchsdehung und weniger dynamische Dehnung (siehe dazu unten). Beim Klettern werden diese Seile bspw. als Fixseile verwendet. Auch professionelle Kletterer (Höhenarbeiter, Baumpfleger) verwenden häufig Statikseile. Und auch für das Canyoning und die Speleologie werden Statikseile oder spezielle Canyonseile bzw. Speleoseile eingesetzt. Diese Seile finden Sie bei uns jeweils in einer eigenen Kategorie.

EN 564 - Reepschnur

Reepschnur ist definiert als Kern-Mantel-Seil bzw. Kern-Mantel-Schnur mit einem Nenndurchmesser von 4 mm bis 8 mm. Reepschnur dient ausschließlich der Kraftaufnahme (statische Belastung) und darf nicht zur Energieaufnahme (dynamische Belastung) verwendet werden. Für jeden Reepschnur-Durchmesser ist eine Mindestbruchkraft vorgeschrieben. Es gibt jedoch keine bestimmte Kennzeichnung, die für Reepschnüre vorgeschrieben ist. Reepschnur wird beim Klettern regelmäßig für Hilfszwecke verwendet.

EN 892 - Dynamische Bergseile

Hierbei handelt es sich um Kletterseile im engeren Sinne, nämlich um die Seile, die dazu geeignet sind und verwendet werden können, den Sturz eines Kletternden aufzufangen und die auf ihn einwirkende Sturzenergie teilweise aufzunehmen und damit auf ein für den Körper erträgliches Maß zu reduzieren. Diese Kletterseile im engeren Sinne stehen im Mittelpunkt der nachfolgenden Informationen.


2.) Typ des Kletterseils

Die Norm EN 892 unterscheidet drei Typen von Kletterseilen, nämlich:

  • Einfachseile
  • Halbseile
  • Zwillingsseile

Darüber hinaus gibt es Seile, die mehreren Typen entsprechen. Diese Kletterseile erfüllen also gleichzeitig die Normanforderungen für zwei oder drei der zuvor genannten Typen.

Einfachseile

Einfachseile werden am häufigsten verkauft und sind der Klassiker beim Sportklettern. Per Definition kann ein Einfachseil im Einzelstrang den Sturz einer (im Vorstieg) kletternden Person halten. Die Vorteile der Einfachseile sind die einfache Anwendung und das gute Handling. Der Nachteil liegt darin, dass kein zweiter Seilstrang vorhanden ist und es somit an Redundanz als zusätzlicher Sicherheit fehlt. Daher sollte immer dann, wenn mit Steinschlaggefahr oder gefährlichen Kantensturzbelastungen zu rechnen ist, auf Halb- oder Zwillingsseile zurückgegriffen werden. Außerdem kann bei Verwendung eines Einfachseils beim Abseilen nur über die halbe Seillänge abgeseilt werden, weshalb sie für einen schnellen Rückzug ebenfalls weniger gut geeignet sind.

Es gibt auch Einfachseile, die auch die Normanforderungen für Halb- und Zwillingsseile erfüllen und entsprechend variabel eingesetzt werden können. Sofern es sich aber nicht um ein solches Multi-Norm-Seil handelt, sondern um ein reines Einfachseil, so dürfen Einfachseile zusammen nicht als Halbseile oder Zwillingsseile verwendet werden.

Halbseile

Zwillingsseile

Multi-Norm-Seile: Seile, die mehreren Typen entsprechen


3.) Gebrauchsdehnung

Man spricht von Gebrauchsdehnung, wenn am Seil eine für den Gebrauch typische Last angehängt wird. Im Fall eines Kletterseils besteht die typische Last aus einem Kletternden plus seiner Ausrüstung. Wenn dieser bewegungslos am Seil hängt, dann handelt es sich um eine statische Last und daher wird auch häufig statt Gebrauchsdehnung der Begriff „statische Dehnung“ verwendet.

Kletterseile nach EN 892 haben eine Gebrauchsdehnung von maximal 10% (Einfach- und Zwillingsseile) bzw. 12% (Halbseile). Ein kleinerer Wert ist tendenziell von Vorteil, denn je größer die Dehnung, desto länger die Strecke, die man beim Hineinsetzen in das Seil nach unten zurücklegt und in diesem Fall erneut geklettert werden muss. Das ist besonders nervig, wenn man gerade eine Schlüsselstelle gemeistert hat, sich danach kurz ausruhen möchte und sich nach dem Hineinsetzen ins Seil wiederum unterhalb der Stelle befindet.

Wie zuvor bereits beschrieben gibt es explizit Seile mit besonders niedriger Gebrauchsdehnung bzw. statischer Dehnung, nämlich die sogenannten Statikseile nach EN 1891. Die niedrigere Gebrauchsdehnung von Statikseilen (und Reepschnüren) geht jedoch einher mit einer ebenfalls niedrigeren dynamischen Dehnung, die es nun zu betrachten gilt.


4.) Dynamische Dehnung

Typischerweise wird ein Mensch nicht bewegungslos im Seil hängend verharren, sondern sich entweder entlang des Seils bewegen oder im schlimmsten Fall muss das Seil den Sturz des Kletternden auffangen.

Auf das Auffangen eines Sturzes bezieht sich die Angabe der dynamischen Dehnung, daher auch der Begriff Sturzdehnung oder Fangstoßdehnung. Denn vor allem durch die Dehnung absorbiert das Kletterseil einen gewissen Anteil der Sturzenergie und reduziert so die auf den Stürzenden wirkende Kraft, den sogenannten Fangstoß. Für dynamische Kletterseile darf der Wert ihrer dynamischen Dehnung maximal 40 % betragen. Die Hersteller geben jedoch für jedes Ihrer Seile die tatsächlich ermittelte Maximaldehnung an.

Je geringer der Wert, desto kleiner ist die notwendige Längenänderung des Seils, um die Sturzenergie auf ein für den menschlichen Körper erträgliches Maß zu reduzieren. Zusammen mit dem Fangstoß ist die Sturzdehnung ein wichtiges Qualitätskriterium für Kletterseile.


5.) Fangstoß

Der Fangstoß ist die Kraft, die auf den Stürzenden einwirkt, wenn sein Sturz durch die Elemente der Sicherungskette aufgefangen wird. Wesentliches Element dieser Sicherungskette ist das dynamische Kletterseil, dass einen Teil der Sturzenergie absorbiert und so den Fangstoß reduziert. Die Norm für Kletterseile schreibt vor, dass der maximale Fangstoß beim Auffangen eines in der Norm definierten Sturzes (Normsturz) in Abhängigkeit vom Seiltyp folgende Werte betragen darf:

SeiltypMax. FangstoßGemessen im
Einfachseil12 kNEinzelstrang
Halbseil8 kNEinzelstrang
Zwillingsseil12 kNDoppelstrang

Für jedes Kletterseil wird der für das Baumuster tatsächlich ermittelte maximale Fangstoß im ersten Normsturz angegeben. Je geringer also der Wert, desto mehr Sturzenergie kann das betreffende Seil absorbieren und desto „sanfter“ ist der Sturz bzw. das Auffangen des Sturzes.

Je geringer der Fangstoß, desto verträglicher ist der Sturz für den menschlichen Körper. Je geringer die Seildehnung, desto weniger verlängert sich die Streckenlänge des Sturzes. Und je weniger dynamisch-elastisch das Seil ist, desto höher ist der Fangsturz. Dieses Trilemma kann nur dahingehend gelöst werden, dass ein sehr gutes Kletterseil ein ausgewogenes Verhältnis von Fangstoß und Sturzdehnung aufweist. In diesem Szenario kann das Seil die Sturzenergie bei innerhalb einer akzeptablen Längenänderung kompensieren. Um die unterschiedlichen Kletterseile in diesen Eigenschaften vergleichen zu können, geben wir bei Kanirope das Verhältnis von Fangstoß und Sturzdehnung in der Beschreibung des jeweiligen Artikels an.


9.) Sturzzahl

Gerade beim Sportklettern wird regelmäßig und bewusst an der sportlichen Leistungsgrenze geklettert. Daher sind Stürze ins Seil fast unvermeidlich und häufig. Insofern ist gerade für Sportkletterer ein Kletterseil mit hoher Sturzzahl eine gute Wahl, denn je höher diese Zahl ist, desto mehr tatsächliche Stürze wird das Seil verkraften, bevor es seine Ablegereife erreicht hat und zur Sicherung beim Klettern nicht mehr eingesetzt werden kann.

Die Sturzzahl wird nach der Norm EN 892 ermittelt. Dazu wird ein Prüfgewicht von 80 kg (bzw. 55 kg für einen Halbseilstrang) in einem genau beschriebenen Setup in das Seil fallen gelassen. Der sogenannte Sturzfaktor, also das Verhältnis von Fallhöhe und Seillänge, beträgt dabei ca. 1,7 - 1,8. Der Normsturz ist damit ein sehr harter Sturz, der zu einer Seilbelastung führt, die in der Praxis zum Glück nur selten auftritt.

Je nach Seiltyp schreibt die Norm EN 892 eine Mindestanzahl an Normstürzen vor, die das Seil verkraften können muss. In der Regel testen die Hersteller jedoch auch nach Erreichen der erforderlichen Mindestanzahl an Normstürzen noch weiter, und ermitteln wie viele Normstürze das Seil tatsächlich aushält , bevor es schließlich bricht (bzw. umgangssprachlich: reißt). Die geforderte Mindestanzahl der Normstürze je Seiltyp können Sie der nachfolgenden Tabelle entnehmen:

SeiltypNormsturzzahl gem. EN 892PrüfgewichtGemessen im
Einfachseilmindestens 5 Normstürze80 kgEinzelstrang
Halbseilmindestens 5 Normstürze55 kgEinzelstrang
Zwillingsseilmindestens 12 Normstürze80 kgDoppelstrang

Auch wenn eine dem Normsturz vergleichbare Sturzbelastung so gut gut wie ausgeschlossen ist, dient die Sturzzahl als sehr guter Indikator für die Robustheit des Seils und eines der wichtigsten Qualitätskriterien für die Auswahl eines Kletterseils. Besonders robuste Einfachseile, die zehn oder mehr Normstürzen standhalten, werden häufig auch als Multisturzseile bezeichnet.

Laut Pit Schubert (ehemaliger Leiter der Sicherheitsforschung bei Deutschen Alpenverein) kann man davon ausgehen, dass ein Kletterseil eine Anzahl von Sportkletterstürzen in einer Größenordnung vom 50- bis 80-fachen der Normsturzzahl aushalten kann.


10.) Mantelanteil

Kletterseile bestehen aus Polyamidfasern, die hinsichtlich ihrer Eigenschaften speziell behandelt, dann zu Garnen oder Zwirnen verarbeitet, und anschließend in einer Kern-Mantel-Konstruktion zum fertigen Kletterseil verflochten werden. Der Kern ist dabei das hauptsächlich tragende Element, während der Mantel vorwiegend zum Schutz des Kerns dient.

Da sich Kletterseile unter anderem nach dem Material-Verhältnis von Mantel und Kern unterscheiden wird für Kletterseile üblicherweise der Mantelanteil in Prozent angegeben. Dieser bewegt sich meist im Bereich von 30 % bis 50 %. Ein höherer Mantelanteil macht das Seil nicht zwingend dicker (größerer Durchmesser) oder schwerer (höheres Metergewicht), sondern in erster Linie widerstandsfähiger gegen Abrieb. Daher werden Kletterseile, insbesondere Einfachseile, mit hohem Mantelanteil typischerweise für die Verwendung zum Toprope-Klettern in Kletterhallen oder beim Big-Wall-Klettern verwendet, wo die Art der Verwendung zu Verschleiß infolge von Abrieb führt.

Der Mantelanteil ist also neben der Sturzzahl ein weiterer guter Indikator für die Robustheit des Seils, insbesondere für dessen Beständigkeit gegenüber Abrieb.


Um die Fragen nach einem sachgerechten Umgang mit Kletterseilen und ihrer richtigen Pflege zu beantworten, ist es zunächst wichtig zu wissen, welche Einflüsse das Seil nachgewiesen schädigen können. Dies sind:

  1. Stürze in das Seil, insbesondere schwere Stürze
  2. Wärme bzw. Hitze
  3. Abrieb, insbesondere auch kaum sichtbarer innerer Abrieb
  4. Belastungen des Seils über scharfe Kanten
  5. Chemikalien
  6. UV-Strahlung
  7. Nässe
  8. Unsachgemäße Lagerung

1.) Stürze ins Seil

Einen Sturz aufzufangen ist nun mal der Zweck eines Kletterseils und gerade beim Sportklettern sind Stürze fast unvermeidlich. Dennoch schädigen Stürze das Seil und so kann es nach einem besonders schweren Sturz bereits nach einmaliger Benutzung „hinüber“ sein.

Zum Glück sind aber derart schwere Stürze nicht die Regel. Insbesondere in Kletterhallen häufiger zu beobachten ist allerdings, dass Kletternde nach einem leichteren Sturz noch eine Weile im Seil hängen und nach dem Ablassen auf den Boden oder bis zu einer bestimmten Einstiegsstelle sofort wieder drauf los klettern. Auch dies schädigt mittelfristig das Kletterseil.

Für eine lange Nutzungsdauer Ihres Kletterseils lassen Sie sich nicht unnötig in das Seil fallen. Nach einem unvermeidlichen Sturz lassen Sie sich von Ihrem Sicherungspartner bis zum Boden / Stand ab und gönnen Sie sich und Ihrem Seil eine kurze Pause.

Zu Ihrer Sicherheit prüfen Sie nach einem schweren oder sehr schweren Sturz das Seil auf Schadstellen und Verhärtungen. Im Zweifel verwenden Sie es nicht länger für die Sicherung.


2.) Wärme / Hitze

Kletterseile bestehen in der Regel aus Polyamidfasern. Die Temperaturgrenze von Polyamid bei kurzzeitiger Belastung liegt bei etwa 130 °C. Ab ca. 170 °C beginnt das Material zu erweichen und bei ca. 215 °C schmilzt Polyamid. Daher darf es nicht zu hohen Temperaturen ausgesetzt werden.

Eine zu hohe Temperatur kann insbesondere erreicht werden durch zu schnelles Ablassen / Abseilen. Achten Sie daher gerade bei langen Abseilstrecken auf ein angemessenes Tempo - selbst wenn es weniger cool aussieht.

Die Wärme tritt in der Regel als Reibungswärme auf. Dabei ist die Reibung des durchlaufenden Seils an Metall in der Regel kein Problem. Denn selbst wenn sich das betreffende Metallteil stark erwärmt, hat es zum Seil einen nur kurzen zeitlichen Kontakt, so dass sich dieses nicht gleichermaßen stark erwärmt. Anders ist es beim Kontakt zwischen durchlaufendem Seil und textilem Material (Seil, Reepschnur, Bandschlinge u. dgl.). Hier kann die entstehende Reibungswärme das textile Material regelrecht durchbrennen. Diese gefürchteten „Schmelzverbrennungen“ haben schon häufig zu Abstürzen geführt und sind unbedingt zu vermeiden (kein Textil auf Textil).


3.) Abrieb


4.) Scharfkantenbelastung

Belastungen über scharfe Kanten sind eine der größten Gefahren für Seilrisse. Gefahren für Scharfkantenbelastungen ergeben sich natürlich im Outdoor-Bereich, bspw. an Felskanten. Hier kann durch eine optimierte Seilführung und insbesondere die Verwendung von Halbseilen das Risiko für eine Scharfkantenbelastung minimiert werden.

Aber auch indoor kann es zu einer Belastung des Seils über eine scharfe Kante kommen, bspw. wenn eine Expressset falsch herum geklippt wird. Der wandseitige Karabiner kann aufgrund des Einhängens in die stählernen Bohrhakenlaschen Kanten und Grate aufweisen. Wird der sonst immer wandseitige Karabiner nun aus Versehen seilseitig verwendet, so kann im schlimmsten Fall bei einem Sturz das Kletterseil an der scharfen Kante des Karabiners beschädigt oder gar durchtrennt werden.

Achten Sie daher immer darauf, potenzielle Scharfkantenbelastungen aller Art zu vermeiden.


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